Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer

Moosbeere

Die Flora unserer Hochmoore ist nicht nur artenarm, sie kennt vor allem keine auffälligen Stars, wie sie im Feuchtgrünland und in den Gräben rund um das Steinhuder Meer unsere Blicke fangen – etwa Sumpfdotterblume, Sumpfschwertlilie oder Blutweiderich. Ihre Schmuckstücke sind klein und glänzen eher im
Verborgenen. Eine dieser bescheidenen Schönheiten ist die Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) Sie ist ein Zwergstrauch mit dünnen, sich über das Torfmoos schiebenden Trieben. Die kleinen Blätter (3 – 5 mm) sind länglich-spitz, an den Rändern eingerollt; ihre Oberseite ist glänzend grün, die Unterseite stumpf weißlich-grün. Die Blüten sind rot; die vier Blütenblätter sind im aufgeblühten Zustand zurückgeschlagen, wobei die Staubgefäße nach unten hervorragen – ein bisschen sehen die Blüten aus wie kleine Türkenbundlilien. Während die Stängel sich meistens dicht ins Moos drücken, ragen die Blütenstiele immerhin bis zu 5 cm empor. Die roten, 5 – 10 mm großen Früchte liegen auf den Moospolstern wie verstreute kleine Murmeln. Sie sind essbar. Der Stängel kriecht bis zu einem Meter weit. Im Kampf mit den Torfmoosen, die die Pflanze ständig zu überwachsen drohen, treibt die Moosbeere immer wieder nach oben, während die vom Moos bedeckten Teile absterben. Nach und nach bildet sich ein langfaseriges Geflecht auf den Moosen.

In dem Bult- und Schlenkengefüge lebender Hochmoore beschränkt sich die Moosbeere auf die Bulte. Gewiss braucht sie eine gute Wasserversorgung, aber wie die meisten anderen Bultpflanzen verträgt sie anhaltende Überstauung nicht. Eher schon einmal Trockenheit, doch bei länger anhaltender Dürre stirbt auch sie ab. Ihren Standort teilt sie sich mit anderen Bultarten wie Rosmarinheide, Glocken- und Besenheide.
Verbreitet ist die Moosbeere in Nordeuropa und bei uns vor allem in den Hochmooren Norddeutschlands, aber auch in denen der Alpen und des Bayrischen Waldes. Am Steinhuder Meer kann man sie vom Moorlehrpfad am Vogeldamm aus betrachten.

In den letzten Jahrzehnten ist „unserer“ Moosbeere ein vom Menschen eingeschleppter Konkurrent bedrohlich geworden: die Großfrüchtige Moosbeere (Vaccinium macrocarpon). Sie hat größere Blätter und Früchte und bildet dichte Teppiche, zwischen denen die Kleinfrüchtige Moosbeere und andere Arten keine
Chancen haben. Die großfruchtige stammt aus Nordamerika, wo sie als „Cranberry“ farmmäßig angebaut wird. Ihr Vorkommen im Toten Moor rührt von gescheiterten Anbauversuchen her.